Lebensspiel

Als Kind spielte ich mit meinem Bruder “Vater und Kind”. Dabei wurden klare Rollen gesetzt und Positionen. Ich sammelte Kronkorken, um damit Straßen zu bauen für Autos… Ich spielte mit den Nachbarskindern verstecken – nachts am liebsten – wenn das Glucksen im Bauch hochsteigt kurz bevor man entdeckt wird…und Sichlanghangeln an den Fensterläden in schwindelnder Höhe, um zu den Nachbarn zu gelangen… Ich spielte “das Draußen entdecken”, dort, wo die Schuppen waren, in die man ohne Schlüssel hineinklettern konnte oder im Keller von “Frauen 1″, wo das Fenster immer offenstand.  Auf der Spielstraße wo keine Autos fuhren spielten wir “Klicker”, wo ich gegen die “Großen” meist verlor… Ich spielte in unserem Garten, wo ich Parfüm machte aus Rosenblättern… oder wo die Indianer und Cowboys von den Colalutschern zeigten, wer geschickter ist…Immer war  ein Kitzel dabei, der machte, dass das Spiel nie aufhörte.
Später spielte ich mit meinen Brüdern unendlich lange Doppelkopf oder Skat oder Schach. Oja, und Tischtennis!! Mein Gott haben wir viel Tischtennis gespielt! In der Garage, wo die Platte aufgestellt war…Alles um uns herum verschwand… Und wenn die Schule zu langweilig wurde, gingen wir zum Kickern in eine Kneipe, die ich nachts niemals betreten hätte… Stunden…
Und ich spielte Geige und Klavier! Da wurde unterschieden beim Spielen zwischen Üben und Spielen, auch Zusammenspielen. Musik entstand durch das Hingeben an das Ganze. Eine neue Welt entstand, die alles miteinander verband.
Dann war da das Spiel mit den Jungs…Ein neuer Tanz, der sich in unbekannten Gefilden abspielte… Da spielte ich eigentlich eher mit. Es war aber auch eine Art Versteckspiel oder ein Verkleidungsspiel…
Dann wurden die bekannten Spielarten der Musik aufgebrochen. Ich lernte Manfred Bleffert und Pär Ahlbom kennen. Neue Musik, Improvisation, ein neues Insichlauschen und kreatives Spielen mit anderen, wo das Neue, Ganze im Moment entsteht.
Meine allertiefste Erinnerung an Spiel aber ist, als ich einmal durch den Zaun, der das Zuhause meiner Kindheit einschloss, schlüpfte und im Wald dahinter an einem kleinen Bach ein Wasserrad fand, dass nicht mehr ganz rund lief… Ich war nicht älter als 4…
Und jetzt? Ich spiele, wo immer es sein kann. Eine Herausforderung! Und wenn es sich ereignet, eine tiefe Freude und Befriedung!